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Die 5 Jahreszeiten der Traditionellen Chinesischen Medizin. Teil 3

Die Übergangsjahreszeiten im Element der Erde

Mit dieser kleinen Reihe möchte ich Sie im Rhythmus der Jahreszeiten mit einigen Grundideen der traditionellen chinesischen Medizin vertraut machen. Den TCM-Frühling und -Sommer habe ich Ihnen bereits vorgestellt. Der Herbst folgt auch bald, aber vorher möchte ich Sie noch auf eine Jahreszeit aufmerksam machen, die wir im Westen traditionell nicht kennen: die Übergänge zwischen den einzelnen Jahreszeiten, genannt die Dosha-Zeiten.

Die Dosha-Zeiten, die Zeiten des Wandels

Die Übergangsjahreszeiten sind eine Besonderheit des Chinesischen Kalenders. Bei uns heißt es einfach Frühling, Sommer, Herbst und Winter – fertig. Im Chinesischen Kalender hingegen liest sich das in etwa so: Frühling, Übergangsjahreszeit, Sommer, Übergangsjahreszeit, Herbst, Übergangsjahreszeit, Winter, Übergangsjahreszeit. So schlägt eine Jahreszeit nicht plötzlich in eine andere um, sondern es gibt eine Phase des Wandels, in dem sie von der einen in die nächste übergeht.

In meinem ersten Blogpost dieser Reihe hatte ich bereits geschrieben, dass im Chinesischen Kalender jede Jahreszeit 73 Tage und jede Übergangszeit 18 Tage haben. Hier ist ein Liste der chinesischen Jahreszeiten, die vielleicht nicht genau mit den Jahreszeiten in Deutschland übereinstimmen.

Frühling 13.02. – 26.04.
Übergangsjahreszeit 27.04. – 16.05.
Sommer 17.05. – 27.07.
Übergangsjahreszeit 28.07. – 15.08.
Herbst 16.08. – 27.10.
Übergangsjahreszeit 28.10. – 15.11.
Winter 16.11. – 26.01.
Übergangsjahreszeit 27.01. – 12.02.

Das Element der Erde

Den Übergangsjahreszeiten ist in der TCM das Element Erde zugeordnet, welches aufgrund seiner im wahrsten Sinne des Wortes grundlegenden Bedeutung eine gesonderte Betrachtung verdient. Unser Ausdruck „Mutter Erde“ versinnbildlicht bereits recht gut, wie dieses Element in der TCM gesehen wird. Es ist das harmonisierende Element aller anderen Elemente, nährend, ruhig und doch das Sinnbild für Verwandlung – für Neues, das aus der Erde hervorgeht.

Es ist das Element der Fürsorge und körperlich der Mitte. Deshalb sind der Erde die Organe Magen, Milz und Bauspeicheldrüse zugeordnet*. Damit wird auch das Verdauen von Nahrung und das Verarbeiten von Eindrücken und Wissen assoziiert. Zur Erde gehören die Farbe gelb und der mild-süße Geschmack. Obwohl die Übergangsphasen zwischen allen Jahreszeiten auftreten, wird die Wandlungsphase vom Sommer zum Herbst als Inbegriff des Elements Erde angesehen – die warmen Tage, in denen sie uns eine großzügige Ernte beschert.

Das Element der Erde ist in der TCM so wichtig, dass es sogar einige Akkupunkturschulen gibt, die sich bei der Behandlung nur auf dieses konzentrieren, um eine starke, stabile Mitte zu garantieren. Ganz soweit müssen weder Sie noch ich gehen, aber die Dosha-Zeiten sind hervorragend geeignet, um sich intensiver mit diesem Element auseinander zu setzen und es immer wieder zu stärken.

* TCM-Experten wissen: ich drücke mich hier etwas ungenau aus. Genau genommen ist der Erde der Funktionskreis Milz zugeordnet, zu dem die Bauchspeicheldrüse gehört. Um diese Texte jedoch möglichst allgemeinverständlich zu halten, führe ich hier die Organe auf, auch wenn das der ganzheitlichen Sicht der TCM leider nicht zu 100 % gerecht wird.

Ernährung nach dem Element Erde: nährend und wohltuend

Die Ernährung im Element der Erde ist sanft stärkend. Zu den typischen Erde-Nahrungsmitteln gehören die mild-süßen und alle gelben Speisen. Also unter anderem die typischen Grundnahrungsmittel wie

  • Getreide,
  • Kartoffeln,
  • Mais,
  • Nüsse und auch
  • Kalbs- und Rindfleisch.

Der süße Geschmack wird als Qi-aufbauend angesehen. Allerdings geht es dabei um das natürlich süße Aroma von Nahrungsmitteln von z. B. Früchten und Karotten. Heißhunger auf Süßes gilt als Zeichen für einen Qi-Mangel der Milz. Die Funktion der Milz wird mit „süßen“ Nahrungsmitteln angekurbelt. Zu viele „süße“ Speisen schwächen wiederum die Funktion der Milz. Hier ist Vorsicht geraten. Achten Sie doch in den Übergangsjahreszeiten einmal ganz bewusst darauf, ob Sie häufiger Heißhunger auf Süßes oder kohlenhydratreiche Speisen verspüren.

Gerade im Element der Erde wird viel gekochte Kost empfohlen, da diese besonders gut verdaulich ist. Es wird durchaus von drei warmen Mahlzeiten am Tag gesprochen. Ich muss gestehen, dass ich mich persönlich nicht daran halte. Wenn ich jedoch das Gefühl habe, ich müsse mich besonders stärken, beginne ich den Tag durchaus mit einem warmen Getreidebrei. Probieren Sie einfach selbst aus, womit Sie sich am besten fühlen – vielleicht sagt Ihnen Ihr Wohlbefinden bei drei warmen Mahlzeiten ja ganz deutlich „DAS ist es!“.

Speisen und Getränke des Elements Erde:

  • Getreide wie Süßreis, Hirse, Mais, Quiona, Gerste, Weizen, Roggen
  • Gelbes und braunes Gemüse und Erdgemüse wie Karotten, Kartoffeln, Kürbis, Rüben, Maronen und Süßkartoffeln
  • Süßes Obst wie süße Äpfel, Birnen, Pflaumen, Feigen und Rosinen
  • Erbsen, Kichererbsen, Adzukibohnen
  • Milch, Sahne, Tofu, Rind- und Kalbsfleisch
  • Nüsse und Samen wie Mandeln und Sesam
  • Öle, Vanille, Honig, Butter, Fencheltee

Bewegung nach dem Element Erde: in der Mitte liegt die Kraft

Dem Element Erde ist das Gewebe Muskeln zugeordnet – das Wort „Kraft“ aus der Überschrift dürfen Sie also gerne wörtlich nehmen. Kräftigen Sie Ihre Muskeln.

Außerdem können Sie bewusst eine etwas ungewöhnliche Übung einsetzen: das Singen. Es ist zwar kein anerkannter Sport (weder olympisch noch in der TCM), aber ich finde, der Effekt auf Atmung und Laune lässt durchaus an Sport denken. Als Geräusch ist das Singen dem Element Erde zugeordnet. Nehmen Sie das doch einmal zum Anlass, z. B. in den Gesang ihrer Kinder einzustimmen, ihnen ein altes Volkslied beizubringen, Rhianna im Radio zu übertönen oder mit Freunden zum Karaoke zu gehen – denn gerade weil es dafür kein eigenes Element gibt: TCM darf und soll Ihnen Spaß machen!

Ich hoffe also, dass Sie fröhlich (und gerne singend) durch die Übergangsjahreszeiten kommen und wünsche Ihnen allzeit eine starke Mitte.